Magdalena Gajek
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Das österreichische Deutsch
„Der Österreicher unterscheidet sich vom Deutschen durch die gemeinsame Sprache“ – wie der österreichische Journalist Karl Kraus sagte. Wo liegen die größten Unterschiede zwischen deutschem und österreichischem Deutsch? Hier erfahren Sie alles über die sprachlichen Gepflogenheiten Österreichs verglichen mit der Sprech- und Schreibweise in Deutschland. Der deutsche Sprachraum in Mitteleuropa umfasst die Länder Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und die Regionen Ostbelgien, Deutschschweiz, Südtirol, Elsass und (Nordost-)Lothringen sowie kleinere deutsche Sprachinseln in fremden Sprachräumen (Siebenbürgen, Westungarn, Oberschlesien etc). Durch Auswanderungen werden Deutsch und seine Mundarten auch anderswo gesprochen. Deutsch gehört zu den sieben einflussreichsten Sprachen der Erde. Deutsch wird in Österreich in der Verfassung als offizielle Staatssprache erachtet und wird von 88 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen. Die moderne Sprachwissenschaft verwendet auch den Begriff "österreichisches Deutsch". Der deutsche Sprachwissenschaftler Joachim Grzega sagte: Die Unterschiede zwischen Deutsch in Deutschland und Deutsch in Österreich sind spürbar. Das gilt sowohl für die Umgangssprache als auch für die Standardsprache. Geschichtliche Entwicklung Österreichisches Deutsch bezeichnet die vorwiegend in Österreich gebräuchlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes. Diese hochsprachlichen Besonderheiten haben sich in Österreich geschichtlich entwickelt. Im 18. Jahrhundert erforschte der altösterreichische Sprachforscher Johann Siegmund Popowitsch Unterschiede zwischen dem Österreichisch und anderen Teilen des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nationen gesprochenen und geschriebenen Deutsch. Nach seinem Tod in 1774 entstand das erste österreichische Wörterbuch. Während der Zeit Maria Theresias und Josephs II. setze sich der österreichische Schriftsteller Joseph von Sonnenfels, Professor an der Universität Wien, für die Vereinheitlichung der Sprache zur besseren Verwaltung der Herrschaft ein. Die I. Orthographische Konferenz in Berlin erzielte 1876 keine Einigung über eine einheitliche Orthographie. Seit der II. Republik galt das Standardvarietät der deutschen Sprache und wurde durch das Unterrichtsministerium veranlasst sprachwissenschaftliche Abgrenzungen vertraglich zu regeln. Wortschatz in Österreich Das österreichische Deutsch unterscheidet sich vom deutschen Deutsch vor allem im Wortschatz. Meist können die Ausdrücke des deutschen Deutsch problemlos durch Ausdrücke des österreichischen Deutsch ersetzt werden, z.B. ab und an > ab und zu, Blumenkohl > Karfiol, Fahrstuhl > Aufzug, Lift. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Österreich Sprachformen in formellen Kontexten akzeptiert werden, die in Deutschland unüblich sind, weil sie zu formwidrig wirken. Herr Joachim Grzega bezeichnet dieses Merkmal des österreichischen Deutsch als Nonchalance. Im Gegensatz zu Deutschland ist in Österreich die Anrede mit Titeln (z. B.: Ö: „Guten Morgen, gnädige Frau“, „Guten Abend, Herr Ingenieur“, „Grüß Gott, Herr Doktor“ vs. D: „Guten Morgen“, „Guten Abend, Herr Müller“) üblich und alltäglich, obwohl der Gebrauch der Titel fällt. Die Bezeichnung Name wird in Österreich meistens nicht für den Nachnamen verwendet, sondern für die Kombination aus Vor- und Nachnamen, oder auch nur für den Vornamen. Die Sprache der Behörden ist in Deutschland und Österreich auch verschieden, z.B. Nationalrat > Bundestag, Klub > Fraktion, Bezirksgericht > Amtsgericht. Die Bezeichnung für den ersten Monat des Kalenderjahres lautet in Österreich Jänner. Jänner wird offiziell benutzt und Januar ist in nahezu allen Bereichen unüblich. Der zweite Monat wird auch in Österreich mehrheitlich als „Februar“ bezeichnet, „Feber“ hat sich nicht durchgesetzt. In Österreich wurden 23 Bezeichnungen im „Küchenvokabular“ unter Schutz gestellt. Die Unterschiede zu Deutschland sind groß (einige Beispiele zeigt die Tabelle darunter). in Österreich in Deutschland Beiried (n, f) Roastbeef (n) Eierspeis(e) (f) Rührei (n) Erdäpfel (m, Pl) Kartoffeln (f) Heiden (m) Buchweizen (m) Kukuruz (m) Mais (m) Paradeiser (m, Pl) Tomaten (f) Rote Rübe (f) Rote Bete (f) Schopfbraten (m) Nackensteak (n) Täubling (m) Ritterling (m) Topfen (m) Quark (m) Zibeben (f, Pl) Rosinen (f, Pl) Schweins- (-braten) Schweine- (-braten) Grammatikalische Besonderheiten Daneben gibt es auch gravierende Unterschiede in der Grammatik. So werden beispielsweise das Präteritum und das Plusquamperfekt seit dem 16./17. Jahrhundert in Österreich und im Süden Deutschlands nur noch in der schriftlichen Form verwendet. Beim mündlichen Erzählen wird an Stelle des Präteritums das Perfekt gebraucht. In der geschriebenen Form und in der Hochsprache wird in Österreich der Konjunktiv viel seltener verwendet als in Deutschland. In Österreich wird in der Umgangssprache eher der Indikativ verwendet. In einigen Fällen werden in Österreich andere Präpositionen angewendet als in Deutschland. Ö: „Ich kaufe ein Handy um 0 Euro!“, D: „Ich kaufe ein Handy für 0 Euro“. In zweiten Land verpflichten anderen Artikeln die Substantiven. Ein paar Beispiele sind in der Tabelle darunter: in Österreich in Deutschland das Teller der Teller das Cola die Cola das Monat der Monat das Ketchup der Ketchup das Puff der Puff Sprachwissenschaftliche Diskussion Da die Unterschiede zwischen Deutsch in Deutschland und Deutsch in Österreich enorm sind, haben Sprachwissenschaftler viele Probleme mit dieser Sprache. Die Forscher aus beiden Nationen unterhalten sich über dieses Thema. Der Diskussionsprozess der Germanistik wird daher im abschließenden Abschnitt Sprachwissenschaftliche Diskussion zum Begriff österreichisches Deutsch dargestellt. Eine aktuelle sprachwissenschaftliche Übersicht des deutschen Linguisten Jan-Hendrik Leerkamp stellt jedenfalls fest: In der Forschung scheint die Existenz einer eigenständigen nationalen Varietät des österreichischen Deutsch mittlerweile weitestgehend anerkannt. Manche österreichische Sprachwissenschafter sind kritisch gegenüber dem österreichischen Deutsch (Univ.-Prof. Dr. Heinz Dieter Pohl aus Klagenfurt, Ao. Univ.-Prof. Dr. Hermann Scheuringer aus Wien und Dr. phil., emer. o. Prof. Ingo Reiffenstein aus Salzburg) Jedoch bilden sie die große Gruppe, die diesen Termin unterstützt. Es gibt einen großen laufenden Entwicklungs- und Diskussionsprozess in der Germanistik, der noch bis in die 1980er-Jahre des vorigen Jahrhunderts von einer Auffassung geprägt war. |
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